1978: Heuernte im Luch

Das Leben und Aufwachsen im Luch

 

Ich wurde im Sommer 1958 auf dem Hof Ausbau Nr. 15 im Großen – auch Zarenthiner – Luch geboren. Zum Spielen hatte ich den Hof mit vielen Tieren, einen naturnahen Buddelkasten mit kiesartigem Sand und sogar einen kleinen Berg zum Runterrutschen.

 

Mit vier oder fünf Jahren schickte mich mein Vater öfter zur Gaststätte Bock, um Bier zu holen. Da ich das „V“ noch nicht aussprechen konnte, sagte ich stets nur: „Bier Bier“.

 

Wegen meiner Sprachprobleme wurde ich erst mit sieben Jahren an der POS Kunow eingeschult. In meiner Klassenstufe waren wir damals nur fünf oder sechs Kinder.

 

Montags bis samstags musste ich den etwa einen Kilometer langen Weg vom Luch zur Bushaltestelle an den Eichen zurücklegen – zunächst zu Fuß, später mit dem Fahrrad oder im Winter mit dem Schlitten. Fahrrad und Schlitten stellte ich im Stall von Köppens ab, später dann bei meiner Tante. Sie war in das Haus des ehemaligen Konsums gezogen.

 

Schon ab diesem Alter ging ich meistens allein „hoch ins Dorf“, um mit den anderen Kindern zu spielen. Wir spielten Verstecken, Völkerball, Hopse und Fußball – draußen, versteht sich. Unsere Kleinfeldmannschaft war schlagkräftig: Beim Pokalspiel gegen Döllen gewannen wir 3:1. Die anderen Ergebnisse habe ich leider vergessen.

 

Wir machten Fahrradtouren und Skiausflüge ums Luch, bauten Bobbahnen und Baumhäuser. Im Winter kamen die Dorfkinder zu uns herunter, um mit ihren Schlitten den großen Berg hinab zu rodeln. Einmal zerbarst ein Schlitten, weil drei Jungs nebeneinander fuhren. Natürlich gehörten auch einige Dummheiten dazu.

 

Wir Kinder halfen unseren Eltern bei der Arbeit auf dem Acker, zum Beispiel beim Verziehen der Runkelpflänzchen oder bei der Kartoffelernte – 50 Pfennig gab es für eine Molle. Danach wurde das Kartoffelkraut verbrannt, und wir hielten Kartoffeln an einem Stock ins Feuer. So gekocht schmeckten sie besonders gut.

 

Im Großen und Ganzen erinnere ich mich sehr gern an meine Kindheit.

 

Eine besonders eindrückliche Erinnerung habe ich an den heftigen Sturm im November 1971 oder 1972.
Wir waren gerade in der Schule in Kunow, als der Sturm losbrach. Das Dach vom Gartengeräteschuppen flog meterweit durch die Luft. Auf der B5 lagen die Bäume kreuz und quer. Am Nachmittag durften die älteren Kinder zu Fuß nach Hause laufen. Zum Glück fuhr ein Traktor in Richtung Döllen – er nahm unsere Schulranzen mit.

 

Viele Stromleitungen waren gerissen, unser Hof war drei Wochen lang ohne Strom. Wir waren fast die Letzten, bei denen die Leitungen wiederhergestellt wurden.

 

1973 ging ich zur EOS „Penne“ nach Kyritz und lebte dort im Internat.
Im Herbst 1974 zogen meine Eltern mit meiner Schwester nach Döllen. Ich wohnte fortan an den Wochenenden und in den Ferien dort.

 

Quelle: Reinhard Kubiak

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