1978: Die Dorfstrasse mit der Milchsammelstelle auf der rechten Seite
Die Milchbude – Dreh- und Angelpunkt der Dorfmilchwirtschaft
Die Milchbude war ein unscheinbares, aber bedeutendes Gebäude im Dorfleben. Weil das Molkereifahrzeug der Molkerei Kyritz nur das Nachbardorf Döllen anfuhr, brachten unsere Bauern ihre Milch morgens und abends zur Milchbude.
Hier wurde sie sorgfältig gemessen – sowohl Menge als auch Fettgehalt wurden notiert. Anschließend kam die Milch zur Kühlung: Sie wurde in einen Behälter unter der Decke gegossen und floss über eine mit kaltem Wasser gefüllte Kühlrippenfläche zurück in große Metallkannen. Eine einfache, aber effektive Technik – typisch für die Zeit.
Der Herr über diese tägliche Prozedur war Willi Kramer, den alle nur liebevoll „Onkel Willi“ nannten. Nach der Abnahme verlud er die schweren Kannen – auch die vom Vorabend – auf seinen Gummiwagen und machte sich auf den Weg nach Döllen. Dort wartete schon der Tankwagen der Molkerei, um die Dorfmilch aufzunehmen.
Ein paar wenige Male durfte ich ihn auf diesen Fahrten begleiten – und diese Erlebnisse sind mir unvergessen geblieben. Onkel Willi war ein begnadeter Geschichtenerzähler. Besonders gern sprach er über seine Zeit als Soldat in Norwegen. Und nicht selten ließ er uns Kinder dabei die Zügel halten – obwohl seine Pferde den Weg ohnehin im Schlaf fanden.
Die Milchbude war mehr als ein technischer Ort – sie war ein kleines Zentrum, an dem Dorfleben, Handwerk und Geschichten zusammenkamen.