1958: Ruth Rensch (Zarenthiner Dorfstraße 6) bei der Getreideernte mit dem Mähbinder.

Landwirtschaft von 1950 bis 1990

 

Meine ersten 16 Lebensjahre verbrachte ich auf dem Hof Ausbau Nr. 15 – dem mittleren Hof im Großen (auch Zarenthiner) Luch.

 

Meine Großeltern erwarben den Hof 1936 gemeinsam mit ihren drei Töchtern. Sie bewirtschafteten das Land – Acker, Wiesen und Wald – größtenteils zur Selbstversorgung. Nur wenige Güter wurden im nahegelegenen Dannenwalde besorgt. Dort gab es eine Wassermühle zur Mehlherstellung, eine Sattlerei für Pferdegeschirr und andere Lederwaren, einen Schuhmacher, eine Näherin und einen Konsum für Dinge des täglichen Bedarfs, die man nicht selbst herstellen konnte.

 

 

Mein Großvater mütterlicherseits starb unerwartet im Jahr 1950. Die älteste Tochter verließ den Hof und gründete auf Hof Nr. 4 – dem elterlichen Hof meiner Urgroßeltern – ihre eigene Familie. So war meine Mutter mit 24 Jahren gezwungen, den elterlichen Hof zu übernehmen. Gemeinsam mit ihrer Mutter und der acht Jahre jüngeren Schwester versuchten sie, das Anwesen weiter zu bewirtschaften. Unterstützung bekam sie zunehmend von meinem Vater, der 1946 aus sowjetischer Kriegsgefangenschaft zurückkehrte und sich in Döllen niederließ. Dort waren seine Eltern mit einem Flüchtlingstreck aus Althöfchen im Kreis Schwerin/Warthe angekommen.

 

 

Wie vielerorts damals waren die Flüchtlinge aus den ehemaligen deutschen Ostgebieten nicht überall willkommen. Auch mein Vater machte diese Erfahrung in Form von Ausgrenzung und Ablehnung. Obwohl er meine Mutter bereits seit 1948 kannte und mit ihr zusammen war, durfte er erst nach dem Tod meines Großvaters auf dem Hof mitarbeiten.

 

 

Nach meinen Recherchen entstanden auf Weisung der sowjetischen Besatzungsmacht ab 1948/49 sogenannte Maschinen- und Ausleihstationen (MAS), später – ab 1952 – Maschinen- und Traktorenstationen (MTS), nach sowjetischem Vorbild. Eine solche Station befand sich in Dannenwalde auf dem Gelände des ehemaligen Gutshofs.

 

1964 wurden die MTS in den Kreisbetrieb für Landtechnik (KfL) integriert. Mein Vater und andere Kleinbauern konnten dort Maschinen und Traktoren ausleihen, was die Arbeit auf den Feldern und Wiesen deutlich erleichterte. Trotzdem hielten alle Bauern weiterhin Pferde, Kühe, Schweine, Hühner – oft auch Enten und Gänse – zur Selbstversorgung.

 

 

Mit der fortschreitenden Kollektivierung gründeten einige Zarenthiner Bauern um 1960 eine LPG Typ I (Landwirtschaftliche Produktionsgenossenschaft). Damit war es ihnen möglich, Maschinen und Traktoren gemeinschaftlich zu erwerben und selbstständig einzusetzen.

 

Um 1969/70 wurden die LPGs Typ I in LPG Typ III überführt. Das bedeutete für die Bauern die Abgabe ihrer Pferde und Kühe und die Verlagerung ihrer Arbeitsstätten – zum Beispiel nach Döllen oder Klein-Schönhagen.

 

Später wurden die LPGs Teil der großangelegten Pflanzen- und Tierproduktion unter dem Namen „GAP Gumtow“.

 

Quelle: Reinhard Kubiak

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